Darf ich dir das "Sie" anbieten? Oder: Warum ich Menschen lieber sieze.
Lange Zeit habe ich die meisten Menschen geduzt – über 40 Jahre lang. Ich habe mich dabei sogar oft über das "Sie" meines Gegenübers hinweggesetzt, ohne groß darüber nachzudenken. "Siezer" nahm ich damals als steif, distanziert und unnahbar wahr.
Doch in den letzten Jahren habe ich meinen Blick darauf verändert. Seit 2020 pflege ich bewusst das "Sie" – und nicht, weil ich Distanz schaffen möchte. Ganz im Gegenteil: Für mich hat das "Sie" nichts mit Kälte oder Unhöflichkeit zu tun, sondern mit Respekt, Wertschätzung und einer inneren Haltung.
In Gesprächen bin ich inzwischen oft der Sonderling, weil ich Angebote zum "Du" meist ablehne. Das liegt jedoch nicht daran, dass ich Nähe scheue. Es liegt daran, dass ich überzeugt bin, dass wahre Nähe oder Distanz nicht durch ein Wort entsteht, sondern durch die Haltung, mit der wir einander begegnen. In der heutigen Du-Kultur stoße ich mit meiner Einstellung oft auf Unverständnis.
Ein Beispiel: Goethe und Schiller siezten sich bis zum Ende, obwohl sie viele Jahre eng befreundet waren. Das hinderte sie keineswegs daran, ein tiefes Vertrauensverhältnis zu entwickeln, wie man am Briefwechsel der beiden erkennen kann. Ihr Umgang zeigt, dass Achtung und Nähe gleichzeitig möglich sind – und dass das "Sie" eine Beziehung sogar besonders wertschätzen kann.
Das "Sie" gibt mir die Möglichkeit, einem Menschen Raum zu lassen, ihn auf Augenhöhe zu behandeln und nicht ungefragt eine Vertrautheit zu erzwingen. Genau das spiegelt sich auch in einer Alltagssituation wider: Ich lasse nicht jeden Fremden in meine Wohnung. Ein Du ist für mich noch mehr – es ist wie eine Einladung in meine Seele. Und die Seele ist weitaus intimer als jede Wohnung.
Zudem habe ich festgestellt, dass wir uns mit einem "Sie" bewusster ausdrücken. Es erfordert, genauer zu überlegen, wie wir etwas formulieren, und bewahrt uns davor, in ein schlampiges, oft gedankenloses Muster zu verfallen. Das "Sie" bringt automatisch mehr Respekt und Klarheit in unsere Worte – etwas, das im Umgang miteinander eine besondere Qualität schafft.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich mit manchen Menschen über Jahre hinweg beim "Sie" bleibe – und mir an Nähe nichts fehlt. Die Beziehung wird dadurch weder weniger vertrauensvoll noch weniger herzlich. Vielmehr bleibt sie achtsam und auf Augenhöhe, ohne dass Vertrautheit erzwungen wird.
Für mich ist das "Sie" ein Ausdruck von Achtsamkeit und Klarheit. Es schützt vor Missverständnissen, gibt der Beziehung eine bewusste Struktur und zeigt: Ich nehme den anderen wahr und lasse ihm die Freiheit, Nähe selbst zu gestalten.
#Respekt
#Wertschätzung
#Kommunikation
#Zwischenmenschlichkeit
#Achtsamkeit
Lange Zeit habe ich die meisten Menschen geduzt – über 40 Jahre lang. Ich habe mich dabei sogar oft über das "Sie" meines Gegenübers hinweggesetzt, ohne groß darüber nachzudenken. "Siezer" nahm ich damals als steif, distanziert und unnahbar wahr.
Doch in den letzten Jahren habe ich meinen Blick darauf verändert. Seit 2020 pflege ich bewusst das "Sie" – und nicht, weil ich Distanz schaffen möchte. Ganz im Gegenteil: Für mich hat das "Sie" nichts mit Kälte oder Unhöflichkeit zu tun, sondern mit Respekt, Wertschätzung und einer inneren Haltung.
In Gesprächen bin ich inzwischen oft der Sonderling, weil ich Angebote zum "Du" meist ablehne. Das liegt jedoch nicht daran, dass ich Nähe scheue. Es liegt daran, dass ich überzeugt bin, dass wahre Nähe oder Distanz nicht durch ein Wort entsteht, sondern durch die Haltung, mit der wir einander begegnen. In der heutigen Du-Kultur stoße ich mit meiner Einstellung oft auf Unverständnis.
Ein Beispiel: Goethe und Schiller siezten sich bis zum Ende, obwohl sie viele Jahre eng befreundet waren. Das hinderte sie keineswegs daran, ein tiefes Vertrauensverhältnis zu entwickeln, wie man am Briefwechsel der beiden erkennen kann. Ihr Umgang zeigt, dass Achtung und Nähe gleichzeitig möglich sind – und dass das "Sie" eine Beziehung sogar besonders wertschätzen kann.
Das "Sie" gibt mir die Möglichkeit, einem Menschen Raum zu lassen, ihn auf Augenhöhe zu behandeln und nicht ungefragt eine Vertrautheit zu erzwingen. Genau das spiegelt sich auch in einer Alltagssituation wider: Ich lasse nicht jeden Fremden in meine Wohnung. Ein Du ist für mich noch mehr – es ist wie eine Einladung in meine Seele. Und die Seele ist weitaus intimer als jede Wohnung.
Zudem habe ich festgestellt, dass wir uns mit einem "Sie" bewusster ausdrücken. Es erfordert, genauer zu überlegen, wie wir etwas formulieren, und bewahrt uns davor, in ein schlampiges, oft gedankenloses Muster zu verfallen. Das "Sie" bringt automatisch mehr Respekt und Klarheit in unsere Worte – etwas, das im Umgang miteinander eine besondere Qualität schafft.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich mit manchen Menschen über Jahre hinweg beim "Sie" bleibe – und mir an Nähe nichts fehlt. Die Beziehung wird dadurch weder weniger vertrauensvoll noch weniger herzlich. Vielmehr bleibt sie achtsam und auf Augenhöhe, ohne dass Vertrautheit erzwungen wird.
Für mich ist das "Sie" ein Ausdruck von Achtsamkeit und Klarheit. Es schützt vor Missverständnissen, gibt der Beziehung eine bewusste Struktur und zeigt: Ich nehme den anderen wahr und lasse ihm die Freiheit, Nähe selbst zu gestalten.
#Respekt
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#Kommunikation
#Zwischenmenschlichkeit
#Achtsamkeit