#Einige_Gedanken_über_die_Lage_der_Muslime
Ein großes Problem, das selbst unter Muslimen grassiert: Die Prioritätenpyramide ist verkehrt.
Dieses Problem gebärt natürlich viele weitere Subprobleme und Komplikationen in Fragen der Gesinnung und Anschauungen.
Im Islam nimmt die Realisierung der Dienerschaft die Spitze in der Prioritätenpyramide. Der Islam ist also gottzentriert. Viele Menschen sind leider aber vom Säkularismus – wenn auch unterschwellig – beeinflusst und haben daher oft an der Spitze der Prioritätenpyramide den Menschen und nicht Gott. Das Problem zeigt sich natürlich erst dann, wenn diese Prioritäten in Konflikt geraten. Viele skeptische Fragen wie z. B. die über das Beglückwünschen der Ungläubigen zu religiösen (nicht weltlichen) Anlässen, Fragen über die ǧizya usw. entstehen nur, wenn der Mensch und sein „Wohlergehen“ auf die Spitze der Prioritäten gestellt wird. Ist es aber Gott, dann erübrigen sich für einen überzeugten, im Glauben souveränen Menschen Fragen dieser Art.
Ein anderer Grund ist der Druck der Leitkultur. Schon Ibn Ḫuldūn sprach an, dass die schwächeren Nationen einen Druck verspüren sich den Mächtigeren anzupassen und sich ihnen zu affiliieren.
Er sagte: „Der Besiegte ist stets darauf aus, den Sieger in seiner Erscheinung, seiner Kleidung, seinen Anschauungen sowie in allen übrigen Lebensformen und Gewohnheiten nachzuahmen.
Der Grund liegt darin, dass der Mensch denjenigen, der ihn besiegte und dem er sich unterwirft, stets für vollkommen hält, sei es, weil er ihn in übergroßer Ehrfurcht als vollkommen ansieht, sei es, weil er irrtümlicherweise glaubt, dass seine Unterwerfung nicht das Ergebnis einer natürlichen Überlegenheit, sondern vielmehr der Vollkommenheit des Siegers geschuldet sei. Wenn der Mensch an dieser irrigen Annahme festhält, verinnerlicht er sie dauerhaft. Dann legt er sich alle Verhaltensweisen des Siegers zu und ahmt ihn nach. Das bezeichnet man als Nachahmung. Oder der Mensch mag denken - und Allah weiß es am besten -, dass die Überlegenheit des Siegers nicht durch ʿaṣabīya , Kraft und Stärke zustande gekommen ist, sondern vielmehr durch seine Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Der Mensch täuscht sich auch in diesem Fall über die (wahren Ursachen der) Überlegenheit. Eine solche Ansicht läuft auf das anfänglich Gesagte hinaus. Deshalb kann man beobachten, dass der Besiegte im Gebrauch und im Stil seiner Kleidung, seiner Reittiere und Waffen sowie in allen seinen übrigen Lebensformen den Sieger nachahmt. […] Dies geht sogar so weit, dass bei einem Volk, das von einem anderen, benachbarten, beherrscht wird, zu einem großen Teil Nachahmung und Angleichung sichtbar werden. Dies ist in heutiger Zeit in al-Andalus der Fall, wo sich die Menschen in ihrer Kleidung, ihren Äußerlichkeiten und vielen ihrer Gewohnheiten und Lebensnormen den (christlichen) Völkern der Galizier derart anpassen, dass sie sogar die Wände, Bauten und Häuser mit Bildern verzieren. Der kluge und aufmerksame Beobachter mag daran die Zeichen der Vorherrschaft ablesen.
Es gibt also auch eine Dominanz der Gedanken- und Gesinnungsmodelle, Kultur- und Wertevorstellung, die vorherrschen und dominieren. Die Schwächeren und Minderheiten fühlen sich irgendwie dazu verpflichtet nicht gegen den Strom zu schwimmen. Diese Werte müssen ihre Dominanz nicht unbedingt aus objektiven Erkenntnissen gewinnen; manchmal dominieren sie wegen der Vorherrschaft eines Volkes oder eines bestimmten Systems.
Denk darüber nach! Viele Muslime leiden an dieser Schwäche und viele ihrer „Einwände“ kommen aus diesem Boden!
Ein großes Problem, das selbst unter Muslimen grassiert: Die Prioritätenpyramide ist verkehrt.
Dieses Problem gebärt natürlich viele weitere Subprobleme und Komplikationen in Fragen der Gesinnung und Anschauungen.
Im Islam nimmt die Realisierung der Dienerschaft die Spitze in der Prioritätenpyramide. Der Islam ist also gottzentriert. Viele Menschen sind leider aber vom Säkularismus – wenn auch unterschwellig – beeinflusst und haben daher oft an der Spitze der Prioritätenpyramide den Menschen und nicht Gott. Das Problem zeigt sich natürlich erst dann, wenn diese Prioritäten in Konflikt geraten. Viele skeptische Fragen wie z. B. die über das Beglückwünschen der Ungläubigen zu religiösen (nicht weltlichen) Anlässen, Fragen über die ǧizya usw. entstehen nur, wenn der Mensch und sein „Wohlergehen“ auf die Spitze der Prioritäten gestellt wird. Ist es aber Gott, dann erübrigen sich für einen überzeugten, im Glauben souveränen Menschen Fragen dieser Art.
Ein anderer Grund ist der Druck der Leitkultur. Schon Ibn Ḫuldūn sprach an, dass die schwächeren Nationen einen Druck verspüren sich den Mächtigeren anzupassen und sich ihnen zu affiliieren.
Er sagte: „Der Besiegte ist stets darauf aus, den Sieger in seiner Erscheinung, seiner Kleidung, seinen Anschauungen sowie in allen übrigen Lebensformen und Gewohnheiten nachzuahmen.
Der Grund liegt darin, dass der Mensch denjenigen, der ihn besiegte und dem er sich unterwirft, stets für vollkommen hält, sei es, weil er ihn in übergroßer Ehrfurcht als vollkommen ansieht, sei es, weil er irrtümlicherweise glaubt, dass seine Unterwerfung nicht das Ergebnis einer natürlichen Überlegenheit, sondern vielmehr der Vollkommenheit des Siegers geschuldet sei. Wenn der Mensch an dieser irrigen Annahme festhält, verinnerlicht er sie dauerhaft. Dann legt er sich alle Verhaltensweisen des Siegers zu und ahmt ihn nach. Das bezeichnet man als Nachahmung. Oder der Mensch mag denken - und Allah weiß es am besten -, dass die Überlegenheit des Siegers nicht durch ʿaṣabīya , Kraft und Stärke zustande gekommen ist, sondern vielmehr durch seine Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Der Mensch täuscht sich auch in diesem Fall über die (wahren Ursachen der) Überlegenheit. Eine solche Ansicht läuft auf das anfänglich Gesagte hinaus. Deshalb kann man beobachten, dass der Besiegte im Gebrauch und im Stil seiner Kleidung, seiner Reittiere und Waffen sowie in allen seinen übrigen Lebensformen den Sieger nachahmt. […] Dies geht sogar so weit, dass bei einem Volk, das von einem anderen, benachbarten, beherrscht wird, zu einem großen Teil Nachahmung und Angleichung sichtbar werden. Dies ist in heutiger Zeit in al-Andalus der Fall, wo sich die Menschen in ihrer Kleidung, ihren Äußerlichkeiten und vielen ihrer Gewohnheiten und Lebensnormen den (christlichen) Völkern der Galizier derart anpassen, dass sie sogar die Wände, Bauten und Häuser mit Bildern verzieren. Der kluge und aufmerksame Beobachter mag daran die Zeichen der Vorherrschaft ablesen.
Es gibt also auch eine Dominanz der Gedanken- und Gesinnungsmodelle, Kultur- und Wertevorstellung, die vorherrschen und dominieren. Die Schwächeren und Minderheiten fühlen sich irgendwie dazu verpflichtet nicht gegen den Strom zu schwimmen. Diese Werte müssen ihre Dominanz nicht unbedingt aus objektiven Erkenntnissen gewinnen; manchmal dominieren sie wegen der Vorherrschaft eines Volkes oder eines bestimmten Systems.
Denk darüber nach! Viele Muslime leiden an dieser Schwäche und viele ihrer „Einwände“ kommen aus diesem Boden!
#Einige Fragen zum hanbalitischen Madhhab
## Die hanbalitischen Mutun sind im Gegensatz zu den hanafitischen Mutun erst so später verfasst worden, im 900 Jahrhundert und später. Ist das nicht ein Zeichen von Schwäche?
Die spätere Ausformulierung der hanbalitischen Mutun, im Gegensatz zu den früher entstandenen hanafitischen Mutun, ist nicht zwingend als Zeichen von Schwäche zu verstehen. Betrachten wir zunächst den zeitlichen Kontext: Ahmad, der Gründer des hanbalitischen Madhhabs, verstarb im Jahr 241 n. H., nahezu 100 Jahre nach dem Tod von Abu Hanifa, dem Stammvater des hanafitischen Madhhabs. Die ersten gewichtigen Nachfolger, bekannt als die "Ruwat" des Madhhabs, darunter Ahmads Söhne Salih und Abdullah sowie weitere namhafte Schüler, lebten und wirkten somit deutlich später.
Zu den wichtigsten “Ruwat” des Madhhabs zählen seine Söhne Salih (266 n. H.) und Abdullah (290 n. H), Ahmad b. Hani’ (273 n. H.), Abu Bakr al-Marwazi (285 n. H.), Harb (280 n. H) und Ibrahim ibn Ishaq (285 n. H.)
In der initialen Phase eines jeden Madhhabs steht üblicherweise die Sammlung und Dokumentation der Rechtsmeinungen und des Wissens des Gründers. Darauf folgt die Phase der Systematisierung, Kategorisierung und Strukturierung dieses Wissens, und erst dann die Ausarbeitung der eigentlichen Mutun. Im Lichte dieser Erkenntnisse erscheint die spätere Entstehung der hanbalitischen Mutun logisch und erklärbar.
Betrachten wir den ersten bekannten Matn des Madhhabs, den Mukhtasar al-Khiraqi von Abu al-Qasim Umar b. al-Husain (334 n. H.). Dieses Werk war während der ersten beiden Phasen des hanbalitischen Madhhabs – der Früh- und Mittelphase – von herausragender Bedeutung. Yusuf b. Abd al-Hadi notiert, dass sein Lehrer Izzudin al-Misri 300 Kommentare und Erläuterungen zu diesem Matn verfasst hat.
Im weiteren Verlauf der hanbalitischen Geschichte gewannen vor allem drei Mutun an Bedeutung:
Der Mukhtasar al-Khiraqi, der allerdings gegen Ende des 6. Jahrhunderts durch das Aufkommen von al-Muqni' allmählich in den Hintergrund rückte. Al-Muqni' blieb bis ins 9. Jahrhundert populär, bis al-Qadi Ala’uddin al-Mirdawi den at-Tanqih al-Mushbi' verfasste. Im Anschluss kombinierte Ahmad ibn Najjar al-Futuhi al-Muqni' mit dem Tanqih zu Muntaha al-Iradaat. Ab diesem Zeitpunkt verloren die früheren Werke ihre Bedeutung und Muntaha al-Iradaat rückte in den Fokus der Aufmerksamkeit. Aus diesem heraus entwickelten sich die kürzeren Mutun, die das hanbalitische Curriculum der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen, wie der Zad al-Mustaqni’ und Umdatu at-Talib.
## Die hanbalitischen Mutun sind im Gegensatz zu den hanafitischen Mutun erst so später verfasst worden, im 900 Jahrhundert und später. Ist das nicht ein Zeichen von Schwäche?
Die spätere Ausformulierung der hanbalitischen Mutun, im Gegensatz zu den früher entstandenen hanafitischen Mutun, ist nicht zwingend als Zeichen von Schwäche zu verstehen. Betrachten wir zunächst den zeitlichen Kontext: Ahmad, der Gründer des hanbalitischen Madhhabs, verstarb im Jahr 241 n. H., nahezu 100 Jahre nach dem Tod von Abu Hanifa, dem Stammvater des hanafitischen Madhhabs. Die ersten gewichtigen Nachfolger, bekannt als die "Ruwat" des Madhhabs, darunter Ahmads Söhne Salih und Abdullah sowie weitere namhafte Schüler, lebten und wirkten somit deutlich später.
Zu den wichtigsten “Ruwat” des Madhhabs zählen seine Söhne Salih (266 n. H.) und Abdullah (290 n. H), Ahmad b. Hani’ (273 n. H.), Abu Bakr al-Marwazi (285 n. H.), Harb (280 n. H) und Ibrahim ibn Ishaq (285 n. H.)
In der initialen Phase eines jeden Madhhabs steht üblicherweise die Sammlung und Dokumentation der Rechtsmeinungen und des Wissens des Gründers. Darauf folgt die Phase der Systematisierung, Kategorisierung und Strukturierung dieses Wissens, und erst dann die Ausarbeitung der eigentlichen Mutun. Im Lichte dieser Erkenntnisse erscheint die spätere Entstehung der hanbalitischen Mutun logisch und erklärbar.
Betrachten wir den ersten bekannten Matn des Madhhabs, den Mukhtasar al-Khiraqi von Abu al-Qasim Umar b. al-Husain (334 n. H.). Dieses Werk war während der ersten beiden Phasen des hanbalitischen Madhhabs – der Früh- und Mittelphase – von herausragender Bedeutung. Yusuf b. Abd al-Hadi notiert, dass sein Lehrer Izzudin al-Misri 300 Kommentare und Erläuterungen zu diesem Matn verfasst hat.
Im weiteren Verlauf der hanbalitischen Geschichte gewannen vor allem drei Mutun an Bedeutung:
Der Mukhtasar al-Khiraqi, der allerdings gegen Ende des 6. Jahrhunderts durch das Aufkommen von al-Muqni' allmählich in den Hintergrund rückte. Al-Muqni' blieb bis ins 9. Jahrhundert populär, bis al-Qadi Ala’uddin al-Mirdawi den at-Tanqih al-Mushbi' verfasste. Im Anschluss kombinierte Ahmad ibn Najjar al-Futuhi al-Muqni' mit dem Tanqih zu Muntaha al-Iradaat. Ab diesem Zeitpunkt verloren die früheren Werke ihre Bedeutung und Muntaha al-Iradaat rückte in den Fokus der Aufmerksamkeit. Aus diesem heraus entwickelten sich die kürzeren Mutun, die das hanbalitische Curriculum der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen, wie der Zad al-Mustaqni’ und Umdatu at-Talib.
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