Mein-Arabischkurs
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Mein-Arabischkurs bietet euch hier Beitäge und Neuigkeiten rund um islamische Themen an.
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Heute bin ich auf ein Video gestoßen, in dem ein selbsternannter Hadith-„Experte“, Erklärer der Muwatta, Mujaddid und Pseudoexperten aus Deutschland (Muhammad ibn Shamsuddin) behauptet, die berühmte Überlieferung, in der Imām Aḥmad – raḥimahullāh – erklärt, „Bei uns ist nicht bewiesen, dass Abū Ḥanīfa sagte, der Qurʾān sei erschaffen“, sei „abgerissen“ (منقطع).

Die erste Begründung, die er nannte ist zugleich höchst lächerlich, aber sie deckt auch auf, dass es sich um einen dilettanten Scharlatan handelt, der das ABC der Fachliteratur nicht kennt.

Seine Begründung: al-Ḫaṭīb al-Baġdādī habe den Namen seines Gewährsmanns (al-Naḫaʿī) nicht ausdrücklich mit „ḥaddaṯanā“ eingeführt, sondern nur „wa qāla al-Naḫaʿī …“ geschrieben.

Diese Einlassung zeigt leider ein elementares Missverständnis der isnād-Praxis:

1. Rückverweis auf den anfänglichen Isnad
Wenn der Autor innerhalb desselben Kapitels nach einem vollständigen isnād mit „wa qāla X“ fortfährt, verweist er damit auf denselben Überlieferungsweg. Genau dieses Stilmittel verwendet auch Imām al-Buḫārī – etwa im Kapitel „Badʾ al-Waḥy“ – wenn er nach längerer Passage schreibt: „qāla Ibn Šihāb, wa aḫbaranī Abū Salama…“. Die nachfolgende Aussage bleibt also am eingangs genannten isnād verankert.

Vor der, von ihm bezeichneten Überlieferung, befindet sich eine Überlieferung mit diesem Isnad:

أخبرنا الخلال قال: أخبرنا الحريري: أن النخعي حدثهم قال: حدثنا أحمد بن الصلت قال: حدثنا بشر بن الوليد، عن أبي يوسف، عن أبي حنيفة...
Uns unterrichtete al-Challāl, der sagte:
Uns unterrichtete al-Ḥarīrī,
dass al-Nachʿī ihnen berichtete und erklärte:
Uns berichtete Aḥmad b. aṣ-Ṣalt, er sagte: Uns berichtete Bischr b. al-Walīd, von Abū Yūsuf, von Abū Ḥanīfa...

In der nächsten Überlieferung, nämlich die, die er hier behandelt, begann al-Khatib al-Baghdadi wie folgt:

وقال النخعي: حدثنا أبو بكر المروذي، قال: سمعت أبا عبد الله أحمد بن حنبل

Und an-Nachʿī sagte: Uns berichtete Abū Bakr al-Marrūḏī; er sagte: »Ich hörte Abā ʿAbdillāh Aḥmad ibn Ḥanbal.«

Aha! Hier soll also zwischen al-Khatib al-Baghdadi und an-Nakha'i eine Mehrfachunterbrechung vorliegen! Es ist zum Kopfschütteln, dass diese Elementarwissen beim LESEN dieser Bücher nicht existiert.

Bei dem zweiten Bericht wird ein Rückverweis auf den ersten Bericht angewendet. Also schauen wir, wir war da vor an-Nachʿī. Es waren al-Challāl und al-Ḥarīrī.

Kein „Hänge-Hadith“ (taʿlīq)
Ibn Ḥaǧar erklärt in Fatḥ al-Bārī, dass eine bloße „wa-Verb-Form“ kein taʿlīq darstellt, solange die Konjunktion „wa“ die Passage klar an den vorigen isnād anschließt. Von einer Kette mit Inqita' zu sprechen, wäre hier schlicht falsch.

Grundbegriffe des Hadith-Studiums
Wer nicht einmal das Grundwissen dieser Art kennt, sollte es erst lernen und dann lesen. Er sollte sich mit Urteilen über Gelehrte wie an-Nawawī, Ibn Ḥaǧar oder gar Abū Ḥanīfa zurückhalten. Pauschales Takfīr und Polemik gegen die Gelehrten-Elite unserer Umma sind kein Zeichen von Wissenschaftlichkeit, sondern von Anmaßung.

Fazit: Die Überlieferung zu Imām Aḥmad ist nicht abgebrochen. Sie folgt einem etablierten Schema, das jeder Anfänger im ʿIlm al-Hadīṯ kennen lernt. Lasst uns unsere Jugend davor bewahren, auf markige Schlagworte hereinzufallen, und stattdessen echte Methodik und Respekt vor den Gelehrten vermitteln.

Allah bewahre uns vor dem Lärm der Unwissenden und führe uns zum sachlichen, wohlwollenden Weg.
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Einige, die den Majaz im Quran gänzlich ablehen, verwerfen die Möglichkeit von Metaphern ( mādschāz ) im Koran mit dem Hinweis auf ein vermeintliches Kennzeichen jeder Metapher: Ihre Aussage lasse sich verneinen. Das bedeutet, dass man eine Metapher daran erkennt, dass sie sich verneinen lässt und dadurch keine Unwahrheit entsteht. Z. B: Zaid ist ein Esel. Diese Aussage ist eine Metapher und man könnte sagen: "Zaid ist kein Esel" und die Aussage wäre ebenfalls war. Da aber ‒ so lautet ihr Schluss ‒ keine Äußerung der Offenbarung verneint werden dürfe, gebe es im Koran folglich keine Metaphern. Dieses Argument ist aus zwei Gründen schwach:


Getrennte Urteilsebenen
Die Möglichkeit, einen Satz zu verneinen, bezieht sich weder auf das bloße Wort noch auf dessen metaphorische Bedeutung, sondern allein auf die wörtliche, sachliche Ebene. Nennt man einen Menschen etwa ­„Esel“, ist damit im übertragenen Sinn seine Begriffsstutzigkeit gemeint, nicht das Tier selbst. Sagt man anschließend: „Zaid ist kein Esel“, richtet sich die Verneinung ausschließlich gegen die zoologische Realität: Zaid ist offenkundig kein Huftier. Die metaphorische Aussage – Zaid sei begriffsstutzig – bleibt davon unberührt. Somit bestehen zwei unterschiedliche Bezugsebenen, und aus der einen folgt kein Widerspruch zur anderen.


Vermengung von Offenbarung und Bedeutungsvielfalt
Dass der Wortlaut der Offenbarung unantastbar ist, steht außer Frage. Doch die Bedeutungen, die dieser Wortlaut transportiert, sind differenziert: Manche Ausdrücke sind wörtlich, andere sinnbildlich zu verstehen. Wird eine wörtliche Ebene verneint, ist damit keineswegs die Gültigkeit der Offenbarung selbst infrage gestellt.
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Ich habe leider feststellen müssen, dass jedes Mal, wenn ich einen Beitrag veröffentliche, der ein gewisses Maß an geistiger Anstrengung erfordert – sei es aufgrund seiner thematischen Komplexität oder weil er länger als nur zwei Zeilen ist – auffallend viele Abonnenten den jeweiligen Kanal verlassen. Dagegen stoßen inhaltsarme oder intellektuell wenig fordernde Beiträge regelmäßig auf deutlich größere Resonanz.

Dieses Phänomen veranschaulicht eindrücklich die Sinnentleerung unserer Zeit und die nachlassende kognitive Ausdauer, die die sogenannte Swipe-Generation (Menschen, die Inhalte hauptsächlich durch schnelles »Wischen« auf Smartphones konsumieren) kennzeichnet. Ein bedauerlicher Zustand, in dem die Entfaltung geistiger und rationaler Reife nahezu ausgeschlossen scheint.
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Die moralischen Anspruche im Westen - Welche Grundlage haben sie und auf welchen Fundamenten gründen sie?

Es muss tatsächlich so sein, dass wer die moralische Frage vom darwinistischen Denkmodell aus angeht, zwangsläufig behaupten muss, die Moral besitze keinen wirklichen, absoluten Wert. Vielmehr sei sie – wie der Mensch selbst – fähig zu Entwicklung wie zu Verfall, je nachdem, welchen Bahnen die Lebewesen in ihrer Evolution folgen; das menschliche Empfinden für Moral sei bloß ein Zufallsprodukt, ohne dass der Moral ein eigener, wirklicher Eigenwert zukäme.
Wenn moralische Urteile ausschließlich als adaptives Produkt der natürlichen Selektion gedeutet werden, hängt ihr Inhalt davon ab, welche Verhaltensweisen jeweils das Überleben einer Population fördern. Damit besitzen sie – analytisch betrachtet – Instrumentalwert für Fitness, keinen eigentlichen Wahrheitswert.
Wenn der einzig plausible Grund, warum wir etwa Altruismus schätzen, sein Selektionsvorteil ist, dann untergräbt das den Anspruch, Altruismus sei an sich moralisch wertvoll.
Konsequente Atheisten, die sich dieser ontologischen Frage der Moral bewusst sind, sind ehrlich genug, um den naturalistischen gottlosen Standpunkt auch beim Namen zu nennen.
Richard Dawkins wurde gefragt: „Ist Ihre Überzeugung, dass Vergewaltigung falsch ist, letztlich ebenso willkürlich wie die Tatsache, dass wir uns mit fünf statt sechs Fingern entwickelt haben?“ Er antwortete völlig unmissverständlich: „Ja, das kann man so sagen.“
Diese Annahme führt zu einem moralischen Relativismus und zum Subjektivieren der Moral. Letztlich gibt es dann objektiv weder Gut noch Böse, und damit zerfällt der moralische Anspruch gottloser Gesellschaften und Weltanschauungen und enttarnt sich als eine Farce und im besten Fall als Überbleibsel religiöser Moralvorstellungen, derer man sich noch nicht ganz entledigt hat.
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Der Antrieb zur Unflätigkeit (Fuhsh/Badha'a) ist zweierlei:
entweder die bewusste Absicht, anderen zu schaden,
oder eine Gewohnheit, die sich aus dem ständigen Umgang mit Frevlern (Fussaq), boshaften und niederträchtigen Leuten ergibt – Menschen, deren stetes Gewerbe das Schmähen ist.

(Unflätigkeit: Vulgäre oder obszöne Ausdrücke: Derbe Fäkal- oder Sexualsprache, Kraftausdrücke, Beleidigungen.)
Ein Wüstenaraber trat zum Gesandten Gottes – صلى الله عليه وسلم – und sprach:
„Gib mir einen Rat!“

Er antwortete:
„Halte dich an Gottes­furcht. – Und wenn jemand dich wegen etwas an dir tadelt, von dem er weiß, dass er in dir steckt, so tadle ihn nicht seinerseits wegen dessen, was du von ihm kennst; dann fällt die Last (der Sünde) allein auf ihn, während dir der Lohn zukommt. – Und verfluche nichts!“

Der Erzähler fügt hinzu:
„Nach diesem Ausspruch habe ich nie wieder etwas verflucht.“

Überliefert bei Ahmad
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Die religiösen Tölpel und Schulhofrabauken.
Er schreibt mir das ohne jeglichen Kontext und Vorgespräch. Das geistige Niveau spielt offensichtlich eine Rolle dabei, welche religiösen (extremen) Tendenzen die Unterbelichteten einschlagen werden. Achtet auf die Bildung eurer Rationalität, Intelligenz und Charakterbildung – dann wird euch Allah, so hoffen wir, vor geistigen Irrtümern bewahren. Lasst euch von solchen Beispielen lehren.

Man kann edlen Charakter auch von niederträchtigen Feinden lernen. Indem du die Hässlichkeit eines Charakters siehst, solltest du dich selbst davor in Acht nehmen, nicht ebenso hässlich zu werden.
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أخبرنا شهاب بن عباد حدثنا سفيان عن أمي قال مشوا خلف علي فقال عني خفق نعالكم فإنها مفسدة لقلوب نوكى الرجال

Šihāb b. ʿAbbād berichtete uns; Sufyān überlieferte von (seiner) Mutter:

»Man ging hinter ʿAlī her. Da sagte er:
›Fort mit dem Klappern eurer Sandalen hinter mir!
Denn dieses Geräusch verdirbt die Herzen törichter Männer.‹«

Überliefert bei ad-Darimy
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🔹 Das Schwert – السَّيْفُ 🔹
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Bei der Himmelsreise des Propheten صلى الله عليه وسلم wurden die fünf täglichen Gebete hoch oben im Himmel verordnet,
damit sie selbst zu einer Himmelsleiter werden, auf der du emporsteigst, sooft dich die Begierden der Seele und die flirrenden Lockrufe dieser Welt hinabziehen.

Doch jene Gebete, die Allah festgelegt hat, sind nicht dieselben, die heute so viele von uns zerstreut und pflichtvergessen heruntersprechen.

Ein Gebet, das seinen Namen verdient, ist wie ein tiefes Bad:
Es wäscht den flüchtigen Staub von einem lebendigen Herzen.
Und Staub fällt reichlich an: Sorgen um Besitz, Kinder, Ansehen, Nachbarn … – sie alle setzen Rost an die Seele.
Aber die Mittel zur Reinigung sind noch zahlreicher!

Der Gesandte ﷺ sprach:

„Die Prüfungen, die einen Menschen in Familie, Vermögen, Kindern, eigenem Wesen und Nachbarschaft befallen,
tilgen Fasten, Gebet, Almosen, das Gebieten des Guten und das Verbieten des Verwerflichen.“

Wer indes ein totes Herz trägt und tote Gebete herunterspricht, dem nützt kein Gebet der Welt auch nur ein Stäubchen (in diesem Sinne).
So bleiben sie in ihrem Zustand – bis ihre Herzen wieder erwachen oder die Erde sie endgültig birgt.

Darum sollte eines der ersten Dinge in unseren Prioritäten sein, dass wir uns um unsere Gebete bemühen, sie auf beste Weise zu verrichten. Sind der erste Draht zu Allah azza wajalla und die direkte "Himmelsleiter".
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Die unbeirrbare Selbstgewissheit, mit der mancher Internetpöbel seine vermeintlichen Wahrheiten verkündet, ist in ihrer Lautstärke fast beeindruckend. Wie selten jedoch verfügt der durchschnittliche Kommentator über eine reale Grundlage für solch ignorante Gewissheit.

Mir wiederum ist schmerzlich bewusst, dass ich in manchem irren kann, ohne es zu bemerken. Mehr noch: Es gibt zahlreiche Themen, in denen ich auch heute keineswegs sicher bin. Wie oft meinte ich, einen Sachverhalt verstanden zu haben, nur um später festzustellen, dass mein Bild lückenhaft – ja irrig – war.

﴾… وَفَوْقَ كُلِّ ذِي عِلْمٍ عَلِيمٌ ﴿
„Über jedem Wissenden steht ein noch wissenderer.“ (Qurʾān 12:76)

Wissenschaft – und mehr noch die religiöse Erkenntnis – ist daher kein Besitz, sondern ein fortdauernder Wachstums- und Reifungsprozess. Selbst nach Hunderten von Büchern, Lehrstunden und Unterrichtseinheiten – ein bescheidener Anfang verglichen mit den Leistungen der Größten – wächst nicht meine Selbstsicherheit, sondern meine Ehrfurcht vor dem, was ich noch nicht weiß.

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: „Wer sich um Allahs willen in Bescheidenheit übt, den lässt Allah emporsteigen.“
(Überliefert bei Muslim)

Diese Einsicht wurzelt nicht in Zweifeln an den gesicherten Fundamenten des Glaubens, sondern in der Erkenntnis der eigenen Begrenztheit. Sie ist metakognitiv, bezieht sich also weniger auf einen bestimmten Lehrsatz als auf die Haltung, mit der ich Wissen suche.

Im Gegenzug führt das Fehlen solcher Selbsterkenntnis fast zwangsläufig zu kibr (hochmütige Selbstüberhebung).
﴾إِنَّ ٱللَّهَ لَا يُحِبُّ كُلَّ مُخْتَالٍ فَخُورٍ﴿
„Allah liebt keinen, der eingebildet und prahlerisch ist.“ (Qurʾān 31:18)

Imam aš-Šāfiʿī sagte einst:

كُلَّما أَدَّبَنِي الدَّهْرُ أَرَانِي نَقْصَ عَقْلِي
وَإِذا ما ازْدَدْتُ عِلْمًا زَادَنِي عِلْمًا بِجَهْلِي

„Jedes Mal, wenn mich die Zeit erzog, zeigte sie mir den Mangel meines Verstandes.
Und sooft ich an Wissen zunahm, vermehrte sich damit nur mein Wissen um meine eigene Unwissenheit.“

Diese Aussage fasst zusammen, was wahre Gelehrsamkeit ausmacht: eine Demut, die das Herz vor Arroganz schützt und den Geist für weiteres Lernen öffnet.
Möge Allah uns zu denjenigen zählen, die ihre Grenzen erkennen und darum beständig nach gereinigtem, vertieftem Wissen streben.
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