Odin, der Allvater, wandelte oft in Midgard, dem Reich der Menschen, um Weisheit zu suchen und seinen Kindern beizustehen. Einmal geschah es, dass er in der Gestalt eines alten Wanderers mit Hut und langem Bart durch die dunklen Wälder zog. Sein Speer Gungnir ruhte auf seiner Schulter, und seine beiden Raben Hugin und Munin kreisten über ihm.
Die Nacht brach herein, und Odin fand Zuflucht in einer einfachen Hütte, die einem alten Mann und seiner Tochter gehörte. Sie boten ihm einen Platz am Feuer und eine einfache Mahlzeit. Während sie aßen, fragte der alte Mann: „Was führt einen Wanderer wie dich durch diese einsamen Wälder?“
Odin, der immer die Wahrheit liebte, sprach rätselhaft:
„Wissen suche ich, Weisheit jage ich,
auf Pfaden, die kein Sterblicher wagt zu gehen.“
Da sah ihn die Tochter mit großen Augen an. „Mein Vater sagt, dass Weisheit nur Göttern gehört. Stimmt das?“ fragte sie neugierig.
Odin lächelte weise und zitierte:
„Besser unweise als allzu weise,
ein Herz voll Wissen macht schwer.“
(Hávamál, Vers 55)
Er erzählte von seiner Suche nach Weisheit und dem Opfer, das er gebracht hatte, als er ein Auge in Mimirs Brunnen gab. „Für jedes Wissen“, sagte er, „zahlt man einen Preis.“
Der alte Mann nickte verstehend. „Dann bist du vielleicht ein Gott, alter Wanderer, oder ein Narr, der wie wir alle nur nach Antworten sucht.“
Odin erhob sich schließlich zum Gehen. „Vielleicht bin ich beides“, sagte er mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Doch denkt daran:
„Wer weise reden will,
soll Worte wägen;
leicht gleitet der Mund über manches.“
(Hávamál, Vers 29)
Mit diesen Worten verließ Odin die Hütte. Die Tochter aber erzählte die Geschichte noch viele Jahre weiter, und manche glaubten, dass der alte Wanderer tatsächlich der Allvater gewesen war.
Und so zog Odin weiter, stets auf der Suche nach Weisheit, auf Pfaden, die nur die Mutigsten zu gehen wagten.
#edda #nordischegötter
© Glanz & Gravur/fb
📱 t.me/HueterderIrminsul
Die Nacht brach herein, und Odin fand Zuflucht in einer einfachen Hütte, die einem alten Mann und seiner Tochter gehörte. Sie boten ihm einen Platz am Feuer und eine einfache Mahlzeit. Während sie aßen, fragte der alte Mann: „Was führt einen Wanderer wie dich durch diese einsamen Wälder?“
Odin, der immer die Wahrheit liebte, sprach rätselhaft:
„Wissen suche ich, Weisheit jage ich,
auf Pfaden, die kein Sterblicher wagt zu gehen.“
Da sah ihn die Tochter mit großen Augen an. „Mein Vater sagt, dass Weisheit nur Göttern gehört. Stimmt das?“ fragte sie neugierig.
Odin lächelte weise und zitierte:
„Besser unweise als allzu weise,
ein Herz voll Wissen macht schwer.“
(Hávamál, Vers 55)
Er erzählte von seiner Suche nach Weisheit und dem Opfer, das er gebracht hatte, als er ein Auge in Mimirs Brunnen gab. „Für jedes Wissen“, sagte er, „zahlt man einen Preis.“
Der alte Mann nickte verstehend. „Dann bist du vielleicht ein Gott, alter Wanderer, oder ein Narr, der wie wir alle nur nach Antworten sucht.“
Odin erhob sich schließlich zum Gehen. „Vielleicht bin ich beides“, sagte er mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Doch denkt daran:
„Wer weise reden will,
soll Worte wägen;
leicht gleitet der Mund über manches.“
(Hávamál, Vers 29)
Mit diesen Worten verließ Odin die Hütte. Die Tochter aber erzählte die Geschichte noch viele Jahre weiter, und manche glaubten, dass der alte Wanderer tatsächlich der Allvater gewesen war.
Und so zog Odin weiter, stets auf der Suche nach Weisheit, auf Pfaden, die nur die Mutigsten zu gehen wagten.
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