Von besonderem Interesse ist hier freilich der zweitgenannte Zauberinnenname, Albruna, in dem nämlich das Wort „Rune“ steckt. Womöglich handelt es sich um die älteste Erwähnung einer germanischen Runenmeisterin überhaupt. Der Name dieser germanischen Seherin lässt sich auf verschiedene Arten und Weisen übersetzen, zum Beispiel als „die die Elfen-Runen kennt“ (alb-runa) oder „die alle Runen/Geheimnisse kennt“ (al-runa). Es gibt aber auch die Möglichkeit, den Namen mit dem zentralen Runenwort alu („Ekstase“) in Verbindung zu bringen, so dass der Name „diejenige, die in Ekstase Runen ritzt“ bezeichnet. In den Runeninschriften taucht schließlich mehrfach alu als Bestandteil von (sowohl weiblichen als auch männlichen) Eigennamen auf, zum Beispiel in „Aluko“ (weiblich) oder „Alugod“ (männlich); literarische Quellen aus verschiedenen germanischen Regionen bezeugen überdies Ölbjörn (altisländisch), Ealubeorht (angelsächsisch) und Alubehrt (althochdeutsch). Womöglich handelt es sich bei solchen Namen mit dem Wortteil #alu um Gattungsnamen für germanische Schamanen und Schamaninnen, die im ekstatischen Geistes- und Gemütszustand Runen ritzten, raunten und rötelten. Demnach wäre auch Albruna kein Individualname, sondern eine Art Appellativ für alle südgermanischen Runenmeisterinnen. Im hohen Norden nannte man solche Frauen, die über magische Kräfte und schamanische Fähigkeiten verfügten, „Völva“ (vgl. etwa die eddische Völuspa). Sie wirkten in „schamanistischer Trance“. Der Gattungsname „Völva“ leitet sich vom altnordischen Wort völr mit der Bedeutung „Stab“ ab, und tatsächlich führten alle diese Seherinnen immer einen Zauberstab mit sich, wie archäologische Funde in über 40 Frauengräbern bezeugen, weshalb man die Völvas auch „Stabträgerinnen“ nennt; die Zauberstäbe selbst wurden als „Disenstäbe“ (Örvar-Odds saga) bezeichnet (altnord. dis: „Frau‘‘). Zweifelsohne erinnern diese Zauberstäbe an den „Hexenbesen“. Vor allem aber weisen sie frappierende Ähnlichkeiten zu den sibirischen Zeremonialstäben auf, mit denen die asiatischen Schamanen und Schamaninnen ins Jenseits „reiten“. Wahrscheinlich wurden auch die germanischen Zauberstäbe vorzüglich zum gandreid („Hexenritt“) ins Totenreich verwendet (Þorsteins saga Vikingssonar).
Vielleicht handelt es sich ja auch bei jenem Holzstab aus dem Hochschwarzwald (Neudingen), den eine Runenmeisterin namens Blidgund ritzte, um einen solchen Zauber- und Schamanenstab. Meist liest man zwar, dass es sich um den Teil eines Webrahmens handele, aber das gilt nicht als gesichert. Andererseits ist der Webstuhl selbst ein typisches Hexengerät, man denke an die altgriechische Zauberin Kirke, die laut Homer in einem Wald(gebäude) an einem von Göttern geschaffenen Webstuhl sitzt (Odyssee 10,212). Warum sollte nicht auch die germanische Blidgund ihren mit Runen beschriebenen Webstuhlzauberstab dazu genutzt haben, um zu zaubern und zu reiten, bevor sie ihn als Grabbeigabe einer Freundin für das Jenseits mitgab.
Fest steht, dass die germanischen Runenmeisterinnen nicht nur existierten, sondern auch ein außerordentlich hohes Ansehen genossen. Tatsächlich gibt es Anlass zu der Vermutung, dass die Runenmagikerinnen zumindest teilweise sogar noch ehrfurchtsvoller wahrgenommen wurden als die erilaR. Denn: „Einige der Inschriften scheinen den Eril in einer Beziehung zu einer anderen Person, auch einer Frau zu setzen, die damit ranghöher hervortritt“. Die Rede ist von einem Runenstein aus Rosseland (Norwegen), auf dem es wörtlich heißt: „Ich Wagigaz, der erilaR der Agilamundo“ (ek wagigaz irilaz agilamudon). Wer diese Agilamundo war, ist nicht bekannt, aber der erilaR scheint gewissermaßen in ihren Diensten gestanden zu haben, was freilich voll und ganz zum hohen Stand der altnordischen Völvas und germanischen Alrunas passt. Vor allem aber fügt sich diese Inschrift wiederum vorzüglich in das Bild, welches uns das Zauberrunenlied Sigrdrifas in der Edda überliefert, dass es nämlich weise Frauen und Walküren sind, die das denkbar größte Runenwissen forttradieren und vermitteln.
Vielleicht handelt es sich ja auch bei jenem Holzstab aus dem Hochschwarzwald (Neudingen), den eine Runenmeisterin namens Blidgund ritzte, um einen solchen Zauber- und Schamanenstab. Meist liest man zwar, dass es sich um den Teil eines Webrahmens handele, aber das gilt nicht als gesichert. Andererseits ist der Webstuhl selbst ein typisches Hexengerät, man denke an die altgriechische Zauberin Kirke, die laut Homer in einem Wald(gebäude) an einem von Göttern geschaffenen Webstuhl sitzt (Odyssee 10,212). Warum sollte nicht auch die germanische Blidgund ihren mit Runen beschriebenen Webstuhlzauberstab dazu genutzt haben, um zu zaubern und zu reiten, bevor sie ihn als Grabbeigabe einer Freundin für das Jenseits mitgab.
Fest steht, dass die germanischen Runenmeisterinnen nicht nur existierten, sondern auch ein außerordentlich hohes Ansehen genossen. Tatsächlich gibt es Anlass zu der Vermutung, dass die Runenmagikerinnen zumindest teilweise sogar noch ehrfurchtsvoller wahrgenommen wurden als die erilaR. Denn: „Einige der Inschriften scheinen den Eril in einer Beziehung zu einer anderen Person, auch einer Frau zu setzen, die damit ranghöher hervortritt“. Die Rede ist von einem Runenstein aus Rosseland (Norwegen), auf dem es wörtlich heißt: „Ich Wagigaz, der erilaR der Agilamundo“ (ek wagigaz irilaz agilamudon). Wer diese Agilamundo war, ist nicht bekannt, aber der erilaR scheint gewissermaßen in ihren Diensten gestanden zu haben, was freilich voll und ganz zum hohen Stand der altnordischen Völvas und germanischen Alrunas passt. Vor allem aber fügt sich diese Inschrift wiederum vorzüglich in das Bild, welches uns das Zauberrunenlied Sigrdrifas in der Edda überliefert, dass es nämlich weise Frauen und Walküren sind, die das denkbar größte Runenwissen forttradieren und vermitteln.
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